Operation „Charme Offensive“

Plakat zum Public-Viewing der Obama Rede in Tel Aviv von "Peace Now!
Plakat zum Public-Viewing der Obama-Rede in Tel Aviv von „Peace Now!“

Die israelischen Kommentatoren sind sich einig. Obama ist gekommen, um Israel kräftig zu umarmen. Er hat alle Register gezogen: Er sprach Hebräisch, vom unerschütterlichen Bündnis, garantierte, er habe das iranische Atomprogramm im Griff, und verzichtete darauf, den palästinensisch-israelischen Konflikt und die Besatzung bereits am Ben-Gurion-Flughafen anzusprechen. Er gab sich bewusst locker und informell und ließ seinem Gastgeber gar keine Wahl, als es ihm gleichzutun.

Auch Premierminister Netanjahu beherrschte seine Klaviatur: Umarmung, Bekenntnis zur Zwei-Staaten-Lösung und Tipps für das Tel Aviver Nachtleben. Er schloss den ersten Tag von #ObamainIsrael mit: „The people should get to know President Obama the way I’ve gotten to know him.“ Es war mehr als erwartet, und einigen in der Twitter-Sphere war es auch etwas zu viel.

Heute Mittag geht es nach Ramallah. Dort wird der Empfang voraussichtlich weniger euphorisch ausfallen und mit weniger Zuckerwatte geschmückt werden. Gewaltfreie Aktivist/innen haben gestern im vorgesehenen Siedlungsgebiet E1 zwischen Jerusalem und Maale Adumim eine neue Zeltstadt errichtet, in Ramallah und Hebron kam es bereits zu Demonstrationen, und in den heutigen Morgenstunden wurden zwei Raketen aus dem Gaza-Streifen in Richtung der israelischen Stadt Sderot abgeschossen. Wir dürfen gespannt sein, wie Präsident Obama in dieser Situation auch die Herzen der Palästinenser/innen gewinnen will.

Am Nachmittag hält Obama seine viel erwartete Rede an das israelische Volk vor Student/innen im internationalen Konferenzzentrum von Jerusalem. Hat Barack Obama gestern seine Operation „Charme Offensive“ ausgerollt, damit ihm die Israelis heute entwaffnet zuhören, wenn er ihnen sagt: „America loves you, but the occupation is wrong. And it must end.“?


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