Erfolg ohne Tore – Palästina beim Asiencup

Seit 1998 ist Palästina Mitglied des FIFA-Weltverbandes, nie war man bei einem großen Turnier dabei. Das änderte sich mit dem sensationellen Erfolg im Mai 2014 gegen die Philippinen, als erstmals die Qualifikation für einen Asien-Cup gelang. Anschließend kletterte Palästina sogar um 71 Ränge auf Platz 94 der „FIFA-Weltrangliste“. Sportlich blieb die Teilnahme am Asiencup, der derzeit in Australien ausgetragen wird, weit hinter den Erwartungen zurück: 0:4 gegen den starken Favoriten Japan, 1:4 gegen Jordanien – eine Mannschaft die zum überwiegenden Teil auch aus Palästinensern besteht – und 0:2 gegen den Irak, eine andere kriegsgebeutelte Nation. Aber das Palästina trotz aller Widerstände überhaupt teilnehmen konnte, war dennoch ein Riesenerfolg, über denen sich nicht nur PalästinenserInnen in Australien freuen konnten – ausgerechnet dem Land, das Palästina jedes Recht auf Eigenständigkeit abspricht.

Zuhause in Palästina – immerhin seit 2012 auch von den Vereinten Nationen als Staat anerkannt – stehen einem regulären Fußballbetrieb viele Hindernisse entgegen. Durch die Zersplitterung der besetzten Gebiete kann keine Liga betrieben werden, an der Mannschaften aus Gaza, Westjordanland und Ostjerusalem gemeinsam teilnehmen können. Viele palästinensicshe Fußballer sitzen in israelischer Haft, oder ihre Ausreise wird verhindert, wie auch beim jüngsten Asiencup. Aufgrund der prekären Lage im Gazastreifen, die sich seit dem jüngsten Krieg nicht entspannt hat, ist hier kaum an Fußball zu denken. Dennoch sind die Menschen dort genauso fußballverrückt wie im Rest des palästinensischen Gebiets.

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Shisha mit Emblem von Barcelona in Ramallah.

Wenn in Spanien das „Classico“ ausgespielt wird, sind die Straßen Ramallahs immer wie leer gefegt. Zuvor verkaufen Andenkenverkäufer am zentralen Manara-Platz Fahnen und Trikots der beiden Mannschaften. Die Symbole von Real und Barca sind überall. Die Unterstützung für die palästinensische Nationalmannschaft fällt zurückhaltender aus, was an den mangelnden Erfolgen liegt. Ein regionaler Erfolg wie der Sieg von Muhammad Assaf bei „Arab Idol“ wiegt schwerer. Die Palästinenserinnen und Palästinenser warten auf den Tag, an dem ein ein „Classico“ zwischen Gaza-Stadt und Ost-Jerusalem so normal ist, wie heute die Begegnung zwischen Madrid und Barcelona.

(Ein ausführlicher Artikel zum Thema ist vom Autor erschienen in Israel&Palästina 2/2014, „Fußballnation ohne Staat – Fußball in Palästina“). Siehe auch den Blogbeitrag zu Fußball in Gaza.


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