Die andere Seite der Boom-Town Tel Aviv

Tel Aviv heißt auch die „weiße Stadt“. Sie ist UNESCO-Weltkulturerbe für ihre Bauhaus-Architektur und das Herz der „Start-Up-Nation“, wie Israelis ihr Land auch gerne nennen. Dass die Stadt boomt, beweisen die zahlreichen Wolkenkratzer, die am Rande des Rothschild-Boulevards in den Himmel wachsen. Auch viele historische Bauhaus-Gebäude im Stadtzentrum werden renoviert und aufgestockt, mit Luxus-Apartments und Dachterrassen.

Was schön aussieht, hat seinen Preis. Seit 2008 sind die Mietpreise in Tel Aviv um mehr als 50 Prozent gestiegen. Ein Grund, warum tausende, junge Tel Avivis im Sommer 2011 unter den schillernden Hochhäusern am Rothschild-Boulevard ihre Zelte aufgeschlagen hatten und zu hunderttausenden auf die Straßen gingen.

Eingestürztes Haus an der Nahalat Binyamin, Tel Aviv. Foto: CC-BY-SA Marc Berthold

Wer günstig wohnen will (oder muss), hat die Wahl aus der Stadt herauszuziehen oder mit alten, runtergekommenen Wohnungen vorlieb zu nehmen, die bislang von Investoren noch nicht grundsaniert haben und damit unerschwinglich werden. Dass auch das teuer werden kann, konnten wir heute mit eigenen Ohren und Augen erfahren: Um die Mittagszeit ist das Nachbarhaus hinter unserem Büro aus heiteren Himmel zum Teil in sich zusammengestürzt. Das Gerücht, eine Gasexplosion habe zum Einsturz geführt, bewahrheitete sich nicht. Die hätten wir in 20 Meter Entfernung auch zu spüren bekommen. Das Haus war einfach alt und verwahrlost. Gottseidank ist keiner der Bewohner/innen zu körperlichem Schaden gekommen. Verloren haben sie alles: Das Haus wird abgerissen. Schade auch um den kleinen pan-asiatischen Imbiss, der gerade erst im Erdgeschoss eröffnet hat.


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