Jahr: 2017

  • Mit Kanonen auf Spatzen schießen

    Wer im Herbst im Libanon unterwegs ist, findet viele Straßen in den Bergen gesäumt von Männern im Flecktarn. Um sie herum zwitschert und zirpt es wie in einem Vogelpark. Das entstammt den Lockgeräten, die die Jäger mit sich führen, wenn man tatsächlich eines Singvogels ansichtig wird, dann liegt er meist tot am Straßenrand. Auf Campingstühlen…

  • Zu Hause auf einem Parkplatz

    Schwierig ist es mit dem Parken in Beirut. Angesichts dessen, dass es keinen wirklichen öffentlichen Nahverkehr gibt, ist man darauf angewisen, aber der Parkraum ist knapp. Auf einem öffentlichen Parkplatz in der Nähe des Büros schütteln die beiden alten Herrn, die ihn managen, bedauernd den Kopf: „Nein, meine Liebe, Du kannst hier nicht für einen…

  • Libanon in einem Wasserglas

              Ein Gastbeitrag von Alice Brandt Das Gebäude, in dem die Künstlerin Marwa Arsanios aufgewachsen ist, wird zerstört. Lastwägen transportieren den Bauschutt ab und fahren an die Küste. Man sieht keine Menschen, nur Transporter voll beladen mit Steingeröll, nebeneinander aufgereiht. Langsam kippt die Ladefläche eines Wagens. Mit tosendem Lärm fallen Trümmer…

  • Tod eines Aktivisten: Bassel Khartabil

    Nicht immer ist das, was gesagt wird, auch das, was beim anderen ankommt. So ist es auf dem Flipchart, das der Blogger Bassel Khartabil hier in die Kamera hält, dargestellt. Entstanden ist die Aufnahme bei einem Blogger-Workshop von Global Voices und dem Beirut-Büro der Heinrich-Böll-Stiftung 2009. Das Piktogramm ist geradezu emblematisch für  Situationen geworden, in…

  • Das Hotel zur schlechten Aussicht

    Das Hotel zur schlechten Aussicht

    Ein Gastbeitrag von Sylvia Mayr, Praktikantin im hbs-Büro Ramallah Plötzlich leuchtet das weiße Telefon an der Wand auf und klingelt: “Hallo, hier spricht Dani. Ich rufe Sie im Namen der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte an. Ihr Haus wird in Kürze bombardiert. Evakuieren Sie das Gebäude! Sie haben fünf Minuten!“ Mit solchen Installationen wird man beim Besuch im…

  • Millionen Liter Abwässer pro Tag

    Millionen Liter Abwässer pro Tag

    Alarm im Gazastreifen! Die meisten Strände sind nicht mehr nutzbar, das Wasser durch Abwässer belastet und verseucht. Das Baden darin ein Gesundheitsrisiko. Grund dafür ist die anhaltende Stromkrise. Im letzten April musste das einzige Kraftwerk des isolierten Küstengebiets, das noch 12 Prozent des Strombedarfs decken konnte, wegen Treibstoffmangels schließen. Kurz zuvor hatte der Präsident der…

  • Am ersten Sonntag im Juli: Vertikale Perspektiven

      Ein Gastbeitrag von Alice Brandt Der klassische Katersonntag in Beirut bedeutet in der Regel: verschwitzt und dehydriert aufwachen, mit Glitzer im Haar, optional auch im Bart. Wenn die körperliche Verfassung es zulässt, Frühstück, daraufhin geschwind Handtuch und Badeanzug einpacken und dann bloß raus aus der stickigen Hauptstadt, direkt und ohne Umwege ans Meer. Alternativ…

  • An einem Sonntag im Juni: Libanesische Wanderlust

      Ein Gastbeitrag von Alice Brandt Es ist der letzte Sonntag des islamischen Fastenmonats Ramadan, und Hisham befindet sich in einem Dilemma: Der junge libanesische Filmemacher wird von seiner Familie zum Mittagessen zuhause erwartet. Sonntag ist für Hisham jedoch der Heilige Tag des ‚Hike and Seek‘: erstrebenswertes umweltbewusstes action-Wandern durch die herrlich mediterrane Flora des…

  • Zu Besuch in Hebron

    Zu Besuch in Hebron

    Ein Beitrag von S., Praktikantin der hbs Ramallah Heimatland, watan (وطن) und Siedlung, mustawtana (مستوطنة) haben im Arabischen denselben Wortstamm. Beiden Begriffen wohnt eine Konnotation der “Verwurzelung” inne: Heimat ist der Ort unserer Herkunft, dort wo wir herkommen und wo unsere Wurzeln stecken; Siedlung hingegen ist eine „Niederlassung“, ein Ort an den man nicht gebunden…

  • Zustände und Zuständigkeiten

    Die Müllkrise, die Beirut im letzten Jahr einen übelriechenden Sommer bescherte, ist weiterhin ungelöst. Noch ist das Wetter halbwegs kühl, ein laues Lüftchen weht, so dass man es nicht so merkt – doch Müll sieht man im ganzen Land, illegal entsorgt, wo imer Platz ist. Zum Teil sind die monumentalen Müllsackberge notdürftig mit Erde bedeckt…