Der Freitag ist eigentlich der traditionalle Ruhetag in Palästina, so wie in der ganzen arabischen Welt. Aber wie fast jeden Freitag kam es auch heute wieder zu vielen Verletzten bei Einsätzen der israelischen Armee gegen palästinensische Demonstranten. Seit dem letzten Gazakrieg ist die Gewalt so stark angewachsen, dass viel über die nächste, die dritte Intifada spekuliert wird. Wer einen Eindruck gewinnen will, was binnen einer Woche alles an Gewalt passiert, kann die wöchentlichen Berichte der UN über die Gefährdung von Zivilisten lesen.Vor allem die Gewalt der Siedler, die schwer bewaffnet sind und faktisch über dem Gesetz stehen, wächst stetig an (sie stehen nicht, wie die Palästinenser, unter dem Besatzungsrecht, sondern genießen israelisches Recht, werden aber selten für ihre Angriffe gegen palästinensische Zivilisten und deren Hab und Gut verfolgt). Entwicklungen, die weitgehend unter Ausschluss der Weltöffentlichkeit stattfinden, aber den Palästinensern tagtäglich vor Augen sind. Zwar gibt es Faktoren die gegen eine dritte Intifada sprechen. Aber es gibt auch eine Bewegung, die versucht jenseits der kaum noch politisch legitimierten Führung den zivilen Widerstand gegen
die Besatzung zu organisieren. Davon wird Obama nichts sehen, wenn er nächste Woche wenige Stunden in Ramallah und/oder Bethlehem verbringen wird. Vielleicht sollte er wenigstens den außergewöhnlich differenzierten heute im Magazin der New York Times erschienenen Artikel über Nabi Saleh lesen, einer der symbolischen Orte palästinensischen zivilen Widerstands gegen die Besatzung. Die immense Frustration der Menschen, die unter ständiger Demütigung, Kontrolle und Einschränkung in der Westbank und in Gaza leben und die zersiedelte Karte der Westbank sind wahrscheinlich ein besserer Schlüssel zum Verständnis der derzeitigen Hoffnungslosigkeit und Gefahr von Eskalation als wolkige Gespräche über die „Zukunft des Friedensprozesses.“