Frieden als Schnellgericht – Obamas gemischte Signale

26 Minuten hatte Obama also Zeit für seinen Besuch in Bethlehem. Frieden als Schnellgericht. Nicht gerade viel Zeit, um das zu sehen was die Palästinenser ihm gern zeigen würden. Denn neben der Geburtskirche ist Bethlehems Hauptsehenswürdigkeit die Mauer, die die Stadt abriegelt und die Checkpoints. Nun musste Obama – ungeplant – mit seinem Tross durch einen dieser Checkpoints fahren, denn Sandstürme machten den Hubschrauberflug unmöglich. In Ramallah sah es so aus wie auf diesem Bild:

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Foto: CC-BY-SA Rene Wildangel

An der Wahrnehmung von Obamas Besuch dürfte das wenig ändern. In Israel hat er viel Zeit verbracht, Freundschaft demonstriert, auch ein paar wirklich bemerkenswerte Sätze über die Perspektive der Palästinser unter anhaltender israelischer Besatzung ausgesprochen in seiner viel beachteten Rede. Aber: Die Palästinenser haben Obama gar nicht erst gesehen, geschweige denn etwas von ihm direkt gehört. Das symbolisiert gut die Asymmetrie in diesem ganzen Konflikt, besonders in Bezug auf die Rolle der USA. In Israel besucht Obama das Israel-Museum, erweist Herzls Grab die Ehre, er spricht vor tausenden jungen Stundenten und verspricht Israel, dass er dem Land „immer den Rücken frei halten wird“. Auf der anderen Seite kamen gestern in Ramallah sieben dunkle, bedrohlich aussehende Helikopter angeschwebt, wo der Präsident wirklich drin saß wusste man natürlich nicht. Kein Mensch – außer Präsident Abbas und den Offiziellen –  hat ihn in Ramallah zu Gesicht bekommen. Schon gar nicht die paar Hundert Demonstranten, die von unzähligen Sicherheitskräften abgeschirmt wurden.

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Einer von sieben Helikopter, die gestern über unser Büro schwebten: War es Obama? Foto: CC-BY-SA Rene Wildangel

Auf der Rückreise stoppte Obama noch kurz in einem „palästinensischen Jungenzentrum“. Hier wurde viel Folklore geboten, Jugendliche in palästinensischer Tracht, die freundlich und harmlos lächelten. Jene Jugendlichen, die Obama viel zu sagen hätten, die Aktivisten, die mit friedlichen Mitteln gegen die Besatzung kämpfen, wurden natürlich ausgespart. Zwar erwähnte Obama in seiner Pressekonferenz mit Abbas den gewaltlosen Widerstand und seine potentielle Macht („If given the chance, one thing that I’m very certain of is that the Palestinians have the talent, the drive, and the courage to succeed in their own state.  I think of the villages that hold peaceful protests because they understand the moral force of nonviolence“).  – aber seine Protagonisten trifft er nicht. Die errichteten in der Zwischenzeit neue Protestzelte am Rande des geplanten Siedlungsegbietes E1. Hier hätte Obama sicher auch mit dem Helikopter hinfliegen können. Es wäre ein machtvolles Zeichen gewesen. Aber das bleibt natürlich Illusion. An dieser Stelle ein bisschen Werbung: Zwei jener Aktivistinnen, die Obama verpasst hat, könnt ihr am 18.4. in der Böll-Stiftung bei einer Veranstaltung erleben.


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