Libanesische Milchproduzentenrechnung

Zitronen im Jeita-Tal
Zitronen im Jeita-Tal, Libanon

Mit den dramatischen Entwicklungen in Syrien ist auch der Libanon stärker in die internationale Medienaufmerksamkeit geraten. Die hauptsächliche Sorge gilt dem, was die syrischen Flüchtlinge für den Libanon bedeuten – sowohl als politscher Spannungsfaktor als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Das ist bei mittlerweile knapp 430.000 registrierten und mindestens ebenso vielen nicht-registrierten Flüchtlingen verständlich, nicht zuletzt, da sich hinter diesen Zahlen eine humanitäre Katastrophe verbirgt.

Für die libanesische Wirtschaft gravierender noch als diese Frage sind jedoch viele andere Probleme, für die dem kleinen Land niemand einen Ausgleich bieten kann. Syrien war vor der Revolution der Hauptexport- und –importpartner des Libanon. Obst und Gemüse aus dem Libanon wurden in Syrien verpackt und über Syrien exportiert. Aufgrund der Sicherheitslage ist vieles davon nicht mehr möglich. Darüber hinaus hat Syrien den Import libanesischer Zitrusfrüchte untersagt, nachdem einige syrische Tanklastzüge an der Grenze in Flammen aufgingen.  Für viele Libanes/innen war Syrien ein Einkaufsparadies für preiswerte Kleidung und Textilien, Haushaltsgeräte und erschwingliche, hochwertige Medikamente.

Zahlreiche zahlungskräftigen Golf-Araber, die sich jedes Jahr zur Sommerfrische in den Libanon zu begeben pflegten, kommen nicht mehr, da sie die Situation als unsicher wahrnehmen – spätestens, seit es im vergangenen Herbst Entführungsdrohungen gegen ausländische Staatsangehörige gab, deren Heimatstaaten die syrische Revolution unterstützen. Soeben hat der Internationale Währungsfond – in der Region oft eher kritisch beäugt und gelegentlich besungen –  seine Prognose für die libanesische Wirtschaftsentwicklung nach unten hin korrigiert.

Doch in jeder Krise gibt es auch frohgemute Stimmen. Der Konsum der Milchprodukte sei massiv gestiegen, verkündet die Tageszeitung „Daily Star“ und zitiert den Vertreter einer Firma: „In Zeiten der Anspannung leiden (unsere) Verkaufszahlen weniger als die anderer, weil es sich um Grundnahrungsmittel handelt. Und überhaupt: Wenn was Schlimmes passiert, bleiben die Leute zu Hause, und was machen sie? Essen.“


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