Kommt ein Saurier in den Libanon …

Sonntagsausflug mit Selfie-Stick (c) Bente Scheller
Sonntagsausflug mit Selfie-Stick (c) Bente Scheller

„Neben mir sitzen Leute, die mit einem rätselhaften teleskopartigen Gegenstand hantieren“, schrieb mir jemand vom Beiruter Flughafen. Wenig später saß ich selbst dort und beobachtete das Phänomen mit großen Augen. Meine syrischen und libanesischen Begleiterinnen waren ebenfalls von Staunen erfüllt, allerdings über mich: „Sag bloß, du kennst keinen Selfie-Stick! Ist doch total praktisch, wenn die eigenen Arme zu kurz für ein gutes Selbstportrait sind.“ Auch sonst habe ich den Eindruck, dass ich den technischen Gepflogenheiten hier hinterherhinke. An der kleinen Schneiderwerkstatt nebenan hängt, wenn sie verwaist ist, nicht etwa ein „Gleich wieder da“-Schild, sondern dort steht „Need me? Whatsapp me!“ und die Telefonnummer. Aus meiner Schulzeit erinnere ich mich an die Telefonlisten, mittels derer per Schneeballsystem übermittelt werden sollte, wenn es zu Unterrichtsausfällen kam. Der hiesige Kindergarten kommuniziert über seine Facebook-Seite und Rund-SMS an alle Eltern.

Auch die Einkaufsliste an den Tante-Emma-Laden oder Bestellungen biem Lieferservice der Restaurants kann man per App übermitteln. Ob es ein einzelnes Paket Taschentücher, die altbautaugliche Trittleiter oder eine Wasserpfeife ist, bestellbar ist alles frei Haus. Es ist ein typischer Anblick im Straßenbild vieler Viertel, dass Leute die Waren des täglichen Gebrauchs mittels eines vom Balkon herabgelassenen Weidenkörbchens an der Wäscheleine in Empfang nehmen und im Austausch das Geld übermitteln. In meinem Haus gibt es das nicht. Wahrscheinlich haben alle Nachbarn bereits auf 3-D-Drucker umgestellt.


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