Das hatte sich die Öffentlichkeitsarbeit des syrischen Regimes besitmmt anders vorgestellt, als sie den Hashtag #SummerInSyria bewarb: „Zeigt uns eure Schnappschüsse des Sommers“, forderte die staatliche Nachrichtenagentur SANA die Leser auf. Zur Aufmunterung postet SANA selbst unter diesem Hashtag fröhliche Events, die man auf keinen Fall verpassen sollte – eine DJ-Party in der Bar „Der Pate“ in Tartous zum Beispiel. Besonders hübsch ist, dass auf dem Plakat der Hinweis „Don’t drink and drive“ nicht fehlt. Die Sicherheit der BürgerInnen ist eben ein wichtiges Anliegen.
Nun stellt sich die Frage, was zynischer ist – die Farce, vorzuspielen, dass in Syrien alles in Ordnung sei und man sich allenfalls den Kopf darüber zerbrechen müsse, wo man abends ausgeht, oder die Bilder von Krieg und Zerstörung, mit denen findige AktivistInnen den Hashtag für sich besetzen.
Einige SyrerInnen haben sich die Gelegenheit nämlich nicht entgehen lassen, ihre „Sommer-Bilder“ einzustellen. @aamal_dani schreibt: #SummerInSyria ist eine einmalige Gelegenheit, Feuerwerk, das vom Himmel fällt, nicht nur zu sehen sondern auch anzufassen. @AlanaBowker posted das Foto eines kleinen Mädchens, das mit einem Bagger in der Hand auf einem Trümmerhaufen steht: #SummerinSyria – nur ein paar mehr Fassbomben, und das hier wird alles weißer Sand sein.“
@al_7aleem twittert: „Trinke gerade Tee, genieße die Aussicht von meinem Balkon. #Homs #SummerInSyria“, und „Not a Spy“ stellt ein Foto der Flüchtlingswelle aus Idlib ein: „Mach mit beim Charity Run – #SummerInSyria“, schreibt er dazu.
Mit welchem Ziel SANA die Kampagne gestartet hat, ist fraglich. Normalität vorspiegeln, wie es auch andere SANA-Meldungen tun, zum Beispiel die über eine Tourismus-Messe in Damaskus, oder darüber, wieviel Syrien im Bereich des Naturschutzes („Wildlife protetion“) tut.
„Man sollte meinen, dass es derzeit schon zu viele ‚ausländische Touristen‘ in Syrien gibt,“ schrieb ein Twitterer mit einem Seitenhieb auf die zahlreichen ausländischen Kämpfer: Zehntausende zumeist schiitische Söldner hat das Regime aus dem Ausland angeworben, und dem gegenüber werden insbesondere in den Reihen von ISIS Tausende ausländischer sunnitischer Islamisten vermutet. Gegen all diese hatte sich die syrische Zivilgesellschafts-Kampagne „No tourists with weapons“ gerichtet.