Iraks Wegweiser der Hoffnung

Mahmoud Shubbar - Art Space Galery Hamra, Beirut
Mahmoud Shubbar – Art Space Galery Hamra, Beirut

 

 

 

Ein Gastbeitrag von Alisha Molter

Auf den ersten Blick wirken sie wie öde Straßenschilder. Langweilig, denkt mein Auge. Doch dann re-fokussiert es, und nimmt ein Einschussloch gleich neben den Buchstaben BAGHDAD wahr. Und da! Noch eins. Die Schilder beginnen zu sprechen, so scheint es fast. Misshandelt, zerbeult, verfärbt, von Kugeln durchsiebt. Der irakische Künstler Mahmoud Shubbar hat sich ihrer angenommen und erzählt durch sie von den Traumata des irakischen Volkes, von der amerikanischen Intervention im Jahr 2003. Anfang November waren sie in der Galerie Art Space in Beirut zu sehen.

Shubbars Sprache ist der Vandalismus, und so übermalt und verfärbt er die Straßenschilder, lässt die Bezugspunkte und Hinweise unter der Schwarzen Acrylfarbe verschwinden. Orientierungslos stehen wir davor, wie auch die Iraker orientierungslos umherzuirren scheinen, zwischen fallenden Statuen aus der Saddam Ära, deren Erscheinung im aktuellen Irak wie ein großes Fragezeichen wirken. Ohne Plan und ohne Zukunft. Der Künstler fragt wohin der Weg der Geschichte führt, wenn alle Orientierungspunkte verschwunden sind.

Alisha Molter
Alisha Molter

Alisha Molter hat einen Master in „International and European Governance“ (WWU Muenster) und „Management des institutions culturelles“ (Sciences Po Lille). Nach einem Praktikum im Nahost-Büro Beirut der Heinrich-Böll-Stiftung unterstützt sie seit Mai 2015 das Büro Beirut als Beraterin.


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