Ein Gastbeitrag von Lena Herzog
Auch wenn sich das Wetter in Beirut für Deutsche wenig vorweihnachtlich anfühlt – auf den Straßen ist es unübersehbar, dass das Fest vor der Tür steht. Man hat hier ein Faible für außergewöhliche Dekoration, es scheint mir fast so, als ob zwischen den verschiedenen Geschäften und Straßenzügen ein Wettbewerb bestünde.
Neben FLaschenbürstenbäumen kann man auch Nussknacker im Schaufenster finden, für alle die, die es eher klassisch mögen.
Besonders stolz auf seinen Weihnachtsbaum ist man in der Stadt Byblos, einige Kilometer nördlich von Beirut. Inmitten einer belebten Einkaufsstraße taucht das diesjährige Exemplar vor uns auf. Der Satz „sieht blendend aus“ bekommt hier eine wortwörtliche Bedeutung. Zwischen vor Freude quiekenden Kindern und deren Müttern, die mit vollgepackten Einkaufstaschen versuchen ihrem Nachwuchs hinterher zu kommen, kämpfen wir uns näher an den Baum heran. Aus Lautsprechern tönen lautstark amerikanische Weihnachtslieder. Der Baum wurde dieses Jahr zum wiederholten Male von The Guardian zu einem der schönsten weltweit gekürt.
In Byblos will man aber nicht nur durch Größe und Beleuchtung des Baumes beeindrucken. Die Spiegelelemente und Lichterketten sollen Segel und Felsen darstellen, als Zeichen der Gegenwart, der Vergangenheit und der Vielfältigkeit der Stadt – verpackt in ein modernes Kunstwerk, als Höhepunkt der bunt dekorierten Straßen im Lande.
Irgendwann wird uns das Treiben um den Baum zu viel und wir machen einen Spaziergang zum Hafen. Dort hat man in einer ruhigen Ecke den ausrangierten Baum vom letzten Jahr abgestellt.
Der ist zwar auch golden, aber mit Lichtern hat man an ihm gespart. Aus einer nahegelegenen Kirche hören wir Adventsgesänge. Letztendlich ist es dann genau diese Szene, die mich in Weihnachtsstimmung versetzt. Und in diesem Jahr wohl auch die alten Gässchen und Palmen in Byblos – denn sollte die Geschichte so passiert sein, hat es wohl dort, wo Maria und Josef ihren kleinen Jesus in die Krippe gelegt haben, ähnlich ausgesehen.
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Lena Herzog studiert an der Universität Osnabrück „Demokratisches Regieren und Zivilgesellschaft“. Von November 2015 bis Januar 2016 überwinterte sie in Beirut als Praktikantin der Heinrich Böll Stiftung. Für ihr Forschungsprojekt traf sie viele Aktivisten, die gegen den Müll auf Beiruts Straßen und gegen die libanesische Regierung protestieren.