Ein Gastbeitrag von Alisha Molter
Genüsslich nippe ich an meinem Almaza-Bier. Das Etikett weicht langsam auf, die grüne Glasflasche in meinen Händen entblößt sich vor mir. In ihrer Nacktheit entfaltet sie all ihre Schönheit. Ich stelle sie mir vor, wie sie zwischen Plastikstücken, Essensresten, Papierfetzen, Kaugummiklebe, Zigarettenstummeln ihr Dasein fristen wird. Ich bekomme Mitleid. Was passiert nur mit dir, frage ich sie. Die meisten landen auf der Deponie. Rund 71 Millionen.
Eine schönere Antwort findet der syrische Künstler Wissam Muases für mich und alle anderen Flaschenliebhaber. In seinem Design-, Architektur- und Illustrationsprojekt Artatif in Beirut recycled er meine Almazaflasche, poliert und reinigt, schleift und verziert sie mit Arabischen Schriftzügen und Ornamenten. Die schlichten Glasflaschen werden so zu wahren Kunstwerken. Die Trinkgläser, Lampen und Aufbewahrungsglaeser die daraus entstehen sind dabei noch extrem umweltfreundlich. Die Organisation Gyalpa, die durch den Weiterverkauf ohne Zwischenhändler besonders syrischen Frauen in Syrien, Libanon und Jordanien zu mehr Unabhängigkeit verhilft, bietet die Produkte zur Freude aller in Deutschland Lebenden auch dort an. Na dann: Prost!
—
Alisha Molter hat einen Master in „International and European Governance“ (WWU Muenster) und „Management des institutions culturelles“ (Sciences Po Lille). Nach einem Praktikum im Nahost-Büro Beirut der Heinrich-Böll-Stiftung unterstützt sie seit Mai 2015 das Büro Beirut als Beraterin.