Auf das Huhn gekommen: Stromversorger im Libanon

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Videomontage des Energieministers César Abi Khalil in einer Pressekonferenz mit einem Huhn 

Die Hauptverwaltung des staatlichen Energielieferanten Electricité du Liban ist positiv bekannt für das Gebäude in dem sie residiert, einem Prunkstück moderner libanesischer Architektur, das 1972 fertiggestellt wurde. Weniger gut kommt das Unternehmen weg, wenn es um Serviceleistungen geht. Der Libanon verfügt notorisch über zu wenig Strom für die beträchtliche Nachfrage, was sich insbesondere in den heißen Sommermonaten bemerkbar macht. Die privilegierten Stadtteile in Beiruts Innenstadt haben regelmäßig nur drei Stunden Stromausfall – planbar und nachvollziehbar mit einer App, die einem anzeigt, wann umgeschaltet wird. Je weiter man außerhalb Beiruts ist, desto größer werden die Zeiträume ohne Strom, die Firmen und Privathaushalte überbrücken müssen.

VerbraucherInnen zahlen also für gewöhnlich zwei Stromrechnungen: die der staatlichen Stromversorgung und eine weitere an Generatorenbetreiber. Da es pro Viertel nur jeweils einen gibt, sollte man sich tunlichst nicht mit ihnen überwerfen.

Die Stromknappheit begleitet den Libanon schon so lange, dass man damit gelassen umgeht. Ebenso gelassen geht das Unternehmen jedoch mit dem Bekanntwerden gewisser Misstände um. Gerade stieß ein unangekündigten Kontrollteams in dem Gebäude auf eine private Hühnerzucht.

Auch sonst sieht man gelegentlich ein Huhn im Straßenbild (unabhängig von EdL) - Beirut, Gemayzeh (c) Bente Scheller
Auch sonst sieht man gelegentlich ein Huhn im Straßenbild (unabhängig von EdL) – Beirut, Gemayzeh (c) Bente Scheller

Eine Etage des Gebäudes, so heißt es in einer Reportage des Fernsehsenders MTV, sei dmit Holzkäfigen, in denen sich Hühner, Küken und Eier befunden hätten, und Vorratskammern für das Hühnerfutter ausgestattet gewesen. Augenscheinlich hätten einige Angestellte ihr mageres Einkommen damit aufbessern wollen – unter idealen Bedingungen, denn wo sonst gibt es rund um die Uhr Strom? Während man sich in Deutschland für das Sommerloch Krokodile im Badesee ausdenken muss, geht es im Libanon viel bodenständiger zu.  Electricité du Liban, so die Tageszeitung L’Orient le Jour, habe nicht einmal versucht, die Hühnerzucht als Ente darzustellen, sondern lediglich betont, es handele sich um einen Einzelfall.

 


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