Millionen Liter Abwässer pro Tag

Alarm im Gazastreifen! Die meisten Strände sind nicht mehr nutzbar, das Wasser durch Abwässer belastet und verseucht. Das Baden darin ein Gesundheitsrisiko. Grund dafür ist die anhaltende Stromkrise. Im letzten April musste das einzige Kraftwerk des isolierten Küstengebiets, das noch 12 Prozent des Strombedarfs decken konnte, wegen Treibstoffmangels schließen. Kurz zuvor hatte der Präsident der Autonomiebehörde in Ramallah, Mahmoud Abbas, seine Zahlungen an Israel für die Lieferung von Strom an den Gazastreifen eingestellt. Er wollte damit die in Gaza regierende Hamas dazu zwingen, sich seiner Autorität zu unterstellen.

Eine der Folgen der Energiekrise: die vier Klärwerke des Gazastreifens haben ihre Arbeit eingestellt. Nun fließen jeden Tag mehr als 110 Millionen Liter ungeklärte Abwässer ins Mittelmeer. Nach Angaben der Palestinian Environment Quality Authority (PEQA) sind inzwischen mindestens 70 Prozent der Strände des Gazastreifens verunreinigt.

Stillstand im Klärwerk am Wadi Gaza. (c) Bettina Marx
Ohne Diesel geht nichts mehr (c) Bettina Marx

Für die zwei Millionen Einwohner des Gazastreifens ist das eine Katastrophe. Denn das Meer ist für die meisten von ihnen der einzige Trost in ihrem eingeschränkten und düsteren Leben. Seit Jahrzehnten sind sie eingesperrt in dem winzigen Küstenstreifen ohne Aussicht auf Freiheit und Entfaltung. Seit 2005 leben sie unter einer umfassenden und strengen Blockade, die von Israel verhängt und von der internationalen Staatengemeinschaft unterstützt wird. Auch Ägypten öffnet seine Grenze nur selten und auch dann nur für wenige Tage. Die lang anhaltenden Stromausfälle – in 24 Stunden gibt es kaum mehr als zwei Stunden lang Strom – zermürben die Palästinenser in Gaza zusätzlich. Sie können keine Lebensmittel mehr kühlen, keine Waschmaschinen betreiben, die Wasserpumpen in den Häusern funktionieren nicht mehr und von Klimaanlagen oder Ventilatoren können sie nur träumen.

Die langen Traumstrände des Gazastreifens sind daher ein beliebtes Ausflugsziel, um dem schwierigen Alltag wenigstens für einige Stunden zu entkommen: die leichte Brise verschafft den Menschen Kühlung, das Meer ist vor allem für die Kinder eine willkommene Abwechslung. Darum kümmern sich viele Strandbesucher nicht um das Badeverbot. Sie stürzen sich in die schmutzigen Fluten – und nehmen mögliche schwere Erkrankungen in Kauf.

Auch Israel ist betroffen, denn die Meeresströmung trägt die Abwässer nach Norden. In der dem Gazastreifen benachbarten Stadt Ashkelon wurde im Juli ebenfalls ein Strand wegen der hohen bakteriellen Belastung des Wassers geschlossen.


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