Jahr: 2015

  • Über den rattengiftbeschneiten Gipfeln der Müllberge

    Impressionen vom 24. August 2015.  Ein Gastbeitrag von Bastian Neuhauser. Die Straßen von Beirut können ziemlich dunkel sein. Heute Abend stinken sie noch dazu. „Schau dir das an, du kommst doch aus Europa, sieht es da so aus?“ Ein wütender Mann mittleren Alters stiert mich aufgebracht an. Ich zucke mit den Achseln. Manchmal, denke ich…

  • Abschied aus Gaza

    Mein wahrscheinlich letzter Besuch im Gazastreifen (bevor ich Ende September Palästina verlasse) macht mich traurig. So viel Talent, so viel Möglichkeiten, so viel junge, großartige Menschen – und so unwürdige Bedingungen. Heute besuche ich zum ersten Mal die Kunstgalerie Eltiqa, eine von zwei Kunstgalerien im Gazastreifen. Die wunderbaren Künstler verarbeiten, wenig überraschend, die Lage im…

  • Von Schlitten und Hunden

    Beiruts Winter sind von sintflutartigen Regenfällen geprägt, die Sommer von einer tropischen Schwüle. Denkbar ungeeignete Bedingungen für das Halten von Tieren, die eigentlich am Nordpol heimisch sind, sollte man denken. Dennoch schaut man hinter jeder zweiten Straßenbiegung in die blauen Augen eines Huskys. Vielleicht ist es einfach ein Missverständnis. Vielleicht interpretieren manche „Schlittenhund“ als den…

  • Der gefürchtete Himmel – #ClearTheSky

    Ein trauriges Muster prägt die Kriegsdynamik in Syrien: Wann immer die internationale Gemeinschaft bestimmte Formen der Gewalt verurteilt hat, hat dies nicht zu Deeskalation sondern zur Eskalation beigetragen. Diplomatisch war es kein gelungener Schachzug, früh zu erklären, man werde in Syrien nicht intervenieren, denn das Regime interpretierte dies als Erlaubmis, den Aufstand mit allen Mitteln…

  • Eine Müllmänner-Rechnung

    Jedes Jahr im Juli kann man in Beirut einen besonderen Akt der Annäherung Libanons an Europa beobachten – speziell an Neapel: Plötzlich türmen sich die Müllberge in den Straßen. Bei knapp 40°C beginnt die ganze Stadt wie eine einzige Deponie zu riechen. Das ist auf zweierlei zurückzuführen: Alljährlich läuft im Juli der Vertrag des Staates…

  • AktivistInnen füllen syrisches Sommerloch mit Schutt

    Das hatte sich die Öffentlichkeitsarbeit des syrischen Regimes besitmmt anders vorgestellt, als sie den Hashtag #SummerInSyria bewarb: „Zeigt uns eure Schnappschüsse des Sommers“, forderte die staatliche Nachrichtenagentur SANA die Leser auf. Zur Aufmunterung postet SANA selbst unter diesem Hashtag fröhliche Events, die man auf keinen Fall verpassen sollte – eine DJ-Party in der Bar „Der…

  • Yarmouk – ist das nicht, wo ISIS …?

    „Blue“[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=gi4PzuOI10w[/youtube] „Delegationen kommen, Delegationen gehen … es werden immer mehr Delegationen und immer mehr Versprechen – oh, was sind das für Zeiten,“ singen melancholisch die berühmt gewordenen „Piano-Helden“ von Yarmouk. Verwoben ist die Sequenz in den Dokumentarfilm „Blue“ des palästinensisch-syrischen Musikers und Regisseurs Abu Gabi, der damit den diesjährigen Samir-Kassir-Preis für Pressefreiheit im Libanon in der…

  • Fatale Fußnoten: Wieso die Flüchtlingszahlen im Libanon nicht steigen

    1.183.327 registrierte syrische Flüchtlinge gibt es derzeit im Libanon – und dabei wird es auch einstweilen bleiben, ist seit eingen Tagen auf der Webseite der Vereinten Nationen zu lesen. Was nach einer guten Nachricht klingen mag – so, als habe sich die Situation in Syrien gebessert und als gäbe es weniger Anlass zu fliehen, ist…

  • Schmerzende Waden in Bethlehem: Palästina-Marathon

    Wie alles hier vor Ort ist auch der Lauf politisch: Der jetzt zum dritten Mal veranstaltete Palästina-Marathon wird jährlich von der internationalen Kampagne „Right to Movement“ veranstaltet. Der in Dänemark ansässigen Initiative geht es darum, auf das Grundrecht zur freien Bewegung innerhalb eines Landes (Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte) aufmerksam zu machen –…

  • Syrien: Hoffen auf Widerhall im All

    „Planet Syrien“ heißt die Kampagne, die syrische AktivistInnen diese Woche gestartet haben, um für internationale Solidarität zu werben. Die wichtigsten Anligen der Unterzeichner aus dem gewaltfreien syrischen Widerstand: dass die internationale Gemeinschaft endlich den Fassbomben-Abwürfen en Ende bereitet, und dass es ernsthafte Friedensverhandlungen geben soll. Der Name der Kampagne rührt daher, dass viele SyrerInnen –…